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🍺 Coprin (Coprine) — das "Disulfiram‑ähnliche" Pilzgift

Kurzbeschreibung: Coprin (häufig Coprine genannt) ist ein Toxin, das in bestimmten Tintlings‑Arten vorkommt und eine disulfiram‑ähnliche Reaktion auslöst, wenn Betroffene Alkohol trinken. Alleine gegessen ist der Pilz meist nur mäßig giftig; die gefährliche Reaktion entsteht in Kombination mit Alkohol. Dieser Beitrag erklärt Chemie, Vorkommen, Wirkmechanismus, Symptome, Diagnose, Therapie, Prävention und praktische Hinweise für Sammler.


1. Einführung

Coprine ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der besonders bekannt wurde durch seine Wirkung in Verbindung mit Alkohol: nach dem Verzehr von coprinhaltigen Pilzen und anschließender Alkoholkonsum führt es sehr schnell zu unangenehmen und teils schweren Reaktionen (Erröten, Herzklopfen, Übelkeit). Das Phänomen ähnelt der Wirkung von Disulfiram (Antabus®), einem Medikament zur Abschreckung von Alkoholkranken.


2. Chemie & Eigenschaften

  • Der Begriff „Coprine“ fasst eine toxische Verbindung (oder eine Gruppe verwandter Substanzen) zusammen, die in Tintlings‑Arten vorkommt.

  • Körperlich wird Coprin zu einem aktiven Metaboliten (1‑Aminocyclopropanol bzw. verwandte Derivate) umgewandelt, der das Enzym Acetaldehyd‑Dehydrogenase (ALDH) hemmt.

  • Folge: Akkumulation von Acetaldehyd, dem toxischen Abbauprodukt von Ethanol — verantwortlich für die unangenehmen Symptome.


3. In welchen Pilzen kommt Coprin vor?

Coprinhaltige Arten sind vor allem Tintlinge (Gattung Coprinus / Coprinopsis / Coprinellus). Wichtige deutsche Namen:


  • Gemeiner Tintling / Tintenpilz — Coprinopsis atramentaria (häufigste Ursache für Coprin‑Reaktionen)

  • Zipf‑Tintling / Schopftintling — Coprinus comatus (Schopftintling / Spargelritterling) — gilt üblicherweise als essbar in frischem Zustand und enthält typischerweise kein Coprin‑Problem; trotzdem Vorsicht bei Verwechslungen.

  • Andere Tintlinge (verschiedene Coprinellus‑ und Coprinopsis‑Arten) können strukturell ähnlichere Substanzen enthalten, die in Einzelfällen Probleme verursachen können.


Merke: Der klassische Vertreter, der die Disulfiram‑artigen Reaktionen verursacht, ist der Gemeine Tintling (Coprinopsis atramentaria). Beim Sammeln: Tintlinge schnell verarbeiten oder meiden — viele Arten zerfallen (autolyse) kurz nach dem Pflücken.


4. Wirkmechanismus (Wie wirkt Coprin?)

  • Nach Aufnahme wird Coprin metabolisiert und führt zur Hemmung von Acetaldehyd‑Dehydrogenase (ALDH).

  • ALDH wandelt Acetaldehyd (ein Zwischenprodukt beim Abbau von Alkohol) in Essigsäure um. Wird ALDH blockiert, steigt der Acetaldehydspiegel rasch an.

  • Acetaldehydansammlung verursacht: Hautrötung, Übelkeit, Erbrechen, Tachykardie, Kopf‑/Brustschmerzen, Schwitzen, Angst und in schweren Fällen Blutdruckabfall und Schock.

  • Die Reaktion setzt meist innerhalb von 5–30 Minuten nach Alkoholkonsum nach Pilzverzehr ein.


5. Klinische Symptome & zeitlicher Ablauf

  • Ohne Alkohol: In den meisten Fällen nur leichte Magen‑Darm‑Beschwerden oder gar keine Symptome; Coprin allein ist meistens nicht lebensgefährlich.

  • Mit Alkohol: typische Disulfiram‑ähnliche Symptome:

    • Erröten (Flush)

    • Starker Herzschlag (Tachykardie)

    • Kopfschmerzen, Schwindel

    • Übelkeit, Erbrechen

    • Schwitzen

    • Hypotonie (niedriger Blutdruck) in schweren Fällen

    • Selten: Bewusstseinsstörungen oder Schock bei massiver Acetaldehyderhöhung bzw. bei Vorerkrankungen


Beginn: 5–30 Minuten nach Alkoholkonsum (manchmal auch innerhalb einer Stunde).Dauer: mehrere Stunden — abhängig von Alkoholmenge, Stoffwechsel und Zeit seit Pilzaufnahme.


6. Diagnose

  • Wegweisend: Anamnese: Verzehr eines Tintlings (z. B. Gemeiner Tintling) gefolgt von Alkoholkonsum kurz danach.

  • Klinische Untersuchung: Zeichen der Acetaldehyd‑Ansammlung (Flush, Tachykardie, Übelkeit).

  • Labordiagnostik: unspezifisch; erhöhte Acetaldehyd‑Spiegel sind labortechnisch möglich, werden aber selten routinemäßig bestimmt.

  • Wichtig: Pilzreste oder Fotos mitnehmen — erleichtert die Bestimmung und die Beratung.


7. Therapie & Notfallmanagement

  • Sofortmaßnahmen: Ruhe, Überwachung der Vitalzeichen; bei Erbrechen Sturzgefahr und Aspirationsrisiko beachten.

  • Aktivkohle / Magenspülung nur, wenn Patient sehr früh nach Aufnahme vorstellig wird und unter ärztlicher Anleitung.

  • Symptomatische Behandlung: intravenöse Flüssigkeitszufuhr, Kreislaufstabilisierung, Antiemetika gegen Übelkeit, gegebenenfalls Benzodiazepine bei starker Unruhe.

  • Spezifische Gegenmittel: Es gibt kein spezifisches „Antidot“ für Coprin; die Therapie ist unterstützend.

  • Wichtig: Alkoholzufuhr strikt vermeiden bis 48–72 Stunden nach dem Pilzverzehr (bei manchen Menschen wird sogar bis zu einer Woche empfohlen, abhängig von Symptomen und Stoffwechsel).


8. Prognose

  • Günstig, wenn Alkoholkonsum vermieden wird und keine schweren Vorerkrankungen vorliegen. Die meisten Menschen erholen sich vollständig.

  • Komplikationen sind selten, treten eher bei großen Alkoholmengen, Vorerkrankungen (Herz-Kreislauf) oder verzögerter Hilfe auf.


9. Prävention & praktische Tipps für Pilzsammler

  • Iss keine Tintlinge, wenn du nicht absolut sicher bist, welche Art es ist (besonders: Coprinopsis atramentaria meiden).

  • Bei Unsicherheit Pilze lieber stehen lassen oder zur Bestimmung an eine Pilzberatungsstelle geben.

  • Alkoholverzicht: Wer Tintlinge gegessen hat, sollte mindestens 48–72 Stunden (besser länger) keinen Alkohol trinken — dazu gehören auch alkoholhaltige Medikamente, manche Mundspülungen, Saucen (Wein) und bestimmte Hustenmittel.

  • Kinder, Schwangere und chronisch Kranke sollten Tintlinge grundsätzlich meiden.


10. Häufige Fragen (FAQ)

Ist der Schopftintling (Coprinus comatus) gefährlich?Der Schopftintling wird traditionell als essbar angesehen, wenn er jung und frisch ist; er verursacht normalerweise keine Coprin‑Reaktion. Dennoch Vorsicht: Verwechslungen mit anderen Tintlingen sind möglich.


Wie lange muss ich nach Pilzkonsum auf Alkohol verzichten?Mindestens 48–72 Stunden wird empfohlen; manche Quellen raten bis zu einer Woche, je nach individueller Reaktion und Menge des konsumierten Alkohols.


Kann Coprin tödlich sein?Direkt durch Coprin ausgelöste Todesfälle sind sehr selten. Lebensgefahr besteht vor allem indirekt durch Kreislaufkollaps bei starker Reaktion, durch Verbrauch bestimmter Vorerkrankungen oder durch Aspiration bei Erbrechen.


11. Fazit

Coprine (Coprin) ist weniger ein akut tödliches Pilzgift als ein Auslöser einer disulfiram‑ähnlichen Reaktion in Kombination mit Alkohol. Die häufigste Ursache ist der Gemeine Tintling (Coprinopsis atramentaria). Die einfache Prävention — keinen Alkohol vor und nach dem Verzehr tintlingsartiger Pilze — verhindert in der Regel alle Probleme. Bei starken Symptomen: ärztliche Abklärung.


Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Verdacht auf schwere Vergiftung sofort ärztliche Notaufnahme oder Giftnotruf kontaktieren.

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