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⚠️ Paxillus-Toxin — die tödliche Immunreaktion des Kahlen Kremplings

Kurzbeschreibung: Das sogenannte „Paxillus-Syndrom“ wird durch wiederholten Verzehr des Kahlen Kremplings (Paxillus involutus) ausgelöst. Es handelt sich nicht um ein klassisches Pilzgift im engeren Sinne, sondern um eine durch den Pilz ausgelöste Antigen-Antikörper-Reaktion, die eine lebensbedrohliche Hämolyse (Zerstörung roter Blutkörperchen) verursacht. Dieser Beitrag erklärt Biochemie, Vorkommen, Immunmechanismus, Symptome, Gefährlichkeit, Diagnostik, Therapie und Prävention.


1. Einführung

Der Kahle Krempling war lange Zeit in Europa als essbar oder zumindest bedingt essbar eingestuft. Erst im 20. Jahrhundert wurde klar, dass wiederholter Verzehr zu schweren, oft tödlichen Vergiftungen führen kann. Heute gilt er als tödlich giftig. Die Reaktion ist immunologisch vermittelt und einzigartig unter den Pilzvergiftungen.


2. Chemie & Toxikologie

  • Im Kahlen Krempling befinden sich bislang nicht vollständig charakterisierte antigene Strukturen, die eine Immunreaktion auslösen können.

  • Es handelt sich nicht um ein isoliertes Toxin wie Amatoxin oder Muscarin, sondern um eine antigen-induzierte Autoimmunreaktion.

  • Das Immunsystem bildet Antikörper gegen Pilzbestandteile, die mit Erythrozyten interagieren → Hämolyse.


3. In welchem Pilz kommt das Paxillus-Toxin vor?

  • Kahler Krempling — Paxillus involutus


Dieser Pilz ist weit verbreitet in Mitteleuropa, wächst in Laub- und Nadelwäldern und bildet Mykorrhiza mit Birke, Fichte oder Kiefer. Früher galt er als Sammelpilz für Mischpilzgerichte; heute wird er wegen der dokumentierten Todesfälle als hochgefährlich eingestuft.


4. Wirkmechanismus (Antigen-Antikörper-Reaktion)

  • Der Pilz enthält Antigene, die beim Menschen zur Bildung spezifischer Antikörper führen.

  • Beim erneuten Verzehr kommt es zu einer Antigen-Antikörper-Reaktion.

  • Folge: Hämolyse (Zerstörung der roten Blutkörperchen), Freisetzung von Hämoglobin, massiver Zellzerfall.

  • Daraus resultieren:

    • Schwere Anämie

    • Hämoglobinurie (braunroter Urin)

    • Nierenversagen

    • Multiorganversagen


5. Symptome

Latenzzeit: meist wenige Stunden nach dem erneuten Verzehr.


  • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall

  • Schüttelfrost, Fieber

  • Rasche Entwicklung von Ikterus (Gelbsucht)

  • Dunkler Urin (Hämoglobinurie)

  • Schockzeichen: Blutdruckabfall, Tachykardie

  • In schweren Fällen: akutes Nierenversagen, Kreislaufkollaps, Tod


Besonderheit: Bei manchen Menschen treten Symptome erst nach jahrelangem beschwerdefreiem Verzehr auf.


6. Gefährlichkeit & Letalität

  • Paxillus-Vergiftungen gelten als hochgefährlich.

  • Die Sterblichkeit ist hoch, insbesondere ohne sofortige medizinische Behandlung.

  • Historische Fälle zeigen: schon wenige Pilzmahlzeiten über mehrere Jahre können zur Sensibilisierung führen und beim nächsten Verzehr eine tödliche Krise auslösen.


7. Diagnostik

  • Anamnese: Verzehr von Kahlen Kremplingen, oft wiederholt.

  • Labor: Hämolysezeichen (erniedrigtes Hämoglobin, erhöhtes LDH, Bilirubin), Hämoglobinurie, Nierenfunktionsstörung.

  • Immunologische Tests: Nachweis von Antikörpern gegen Pilzantigene (nur in Speziallaboren).


8. Therapie

  • Keine spezifisches Antidot vorhanden.

  • Sofortige intensivmedizinische Überwachung.

  • Maßnahmen:

    • Stabilisierung von Kreislauf und Atmung

    • Bluttransfusionen

    • Austauschtransfusion oder Plasmapherese in schweren Fällen (zur Entfernung von Antikörpern und Toxinen)

    • Dialyse bei Nierenversagen

    • Supportive Therapie gegen Multiorganversagen


9. Prognose

  • Sehr ernst — hohe Letalität, auch bei Behandlung.

  • Todesfälle sind häufig dokumentiert; Überlebende können bleibende Nierenschäden davontragen.


10. Prävention

  • Kahlen Krempling niemals essen! Auch wenn er in älteren Pilzbüchern noch als essbar geführt wurde.

  • Aufklärung von Sammlern ist wichtig, da ältere Generationen ihn oft noch aus Tradition sammeln.

  • Pilzberatungsstellen warnen ausdrücklich vor diesem Pilz.


11. Historische Fälle

  • Berühmtester Fall: Tod des Mykologen Julius Schäffer (1944) nach dem Verzehr von Kahlen Kremplingen — er dokumentierte seine eigene Vergiftung.

  • In den Jahrzehnten danach wurden zahlreiche weitere Todesfälle in Mitteleuropa beschrieben.


12. Fazit

Das „Paxillus-Toxin“ ist kein klassisches Gift, sondern der Auslöser einer gefährlichen Antigen-Antikörper-Reaktion. Der Kahle Krempling (Paxillus involutus) gilt heute als tödlich giftig. Schon wiederholter Verzehr kann zu einer immunologischen Katastrophe führen. Prävention ist die einzige sichere Maßnahme.


Hinweis: Dieser Artikel dient nur Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Verdacht auf Pilzvergiftung sofort Notarzt oder Giftnotruf kontaktieren.

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